Die Geschichte der Edenkobener Kirchenglocken
Heimatbrief Nr. 50, Jahr 1980, Autor: Dieter Jäckel
Es ist anzunehmen, daß schon die älteste Kirche Edenkobens – die Nazarien-Kirche – eine Glocke hatte. Die Kirche stand auf dem nach ihr benannten Kirchberg und war im Jahre 776 dem Kloster Lorsch geschenkt worden, weshalb sie auch nach dem Schutzheiligen
dieses Klosters, dem heiligen Nazarius, ihren Namen erhielt. Daß auch die Kirche des Klosters Heilsbruck, die bald nach 1262 errichtet wurde, eine Glocke besaß, geht aus einer Notiz hervor, wonach die Glocke die Nonnen zum Gebet zusammenrief.

1438-1445 wurde die Lorenz-Kirche erbaut. Auch diese wird wohl von Anfang an eine Glocke besessen haben. Diese stürzte im 30jährigen Krieg durch einen im Jahr 1622 verursachten Brand vom Turm her ab und zersprang. Aus diesem Grund stifteten 14 Bürger aus Speyer, welches durch die Kriegsereignisse verschont geblieben waren, für die Lorenz-Kirche im Jahre 1624 eine neue, 14,40 Zentner schwere Glocke. Für den Neuguß wurde das Metall der alten Glocke benützt.
Diese Glocke ist heute noch im Historischen Museum der Pfalz in Speyer zu besichtigen. Die Inschrift um den unteren Rand der Glocke lautet ins Deutsche übersetzt: „Es war gleichfalls im August, im höher gelegenen Edenkoben, da bin ich, als Kroaten und Polen im böhmischen Krieg die Pfalz verwüsteten, zugleich mit dem Turm der Kirche , dem Rathaus und anderen Gebäuden herabgestürzt.“ Die Inschrift um den Heim, die obere Wölbung der Glocke, ist in deutscher Sprache gehalten. Aus ihr können wir entnehmen, daß die Glocke im Jahr 1624 durch den Meister Michael Georg Weber in Speyer gegossen wurde. Außerdem folgen noch die Anfangsbuchstaben der Namen der Spender.
Diese Glocke von 1624 diente den Reformierten, in deren Besitz die Lorenz-Kirche durch die Reformation übergegangen war, und seit 1705 durch Anordnung des Kurfürsten Johann Wilhelm auch den Katholiken viele Jahre für ihre gottesdienstlichen Zwecke. Erst im Jahre 1740 schaffte sich die reformierte Gemeinde zu dieser Glocke 2 neue Glocken an.
Ebenso wurden auf dem Türmchen der 1744 vollendeten katholischen St. Nepomuk-Kirche am Holzweg (heute Kindergarten) eine 150 Pfund schwere Glocke angebracht. Trotzdem wurden aber für den Gottesdienst weiterhin die Glocken der St. Lorenz-Kirche von beiden Konfession benützt.Auch die im Jahre 1735 erbaute lutherische Kirche in der Markbach erhielt eine 170 Pfund schwere Glocke. Alle diese Glocken wurden von den Franzosen 1794 zum Guß von Kanonen weggenommen.
Nur die alte Glocke von 1624 beließ man der Gemeinde zu politischen Zwecken gegen Zahlung von 2000 Franken. 47 Jahre lang diente diese Glocke nun den Konfessionen für ihre Gottesdienste.
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